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Berlin, 27. November 2013: Wartezeiten für psychisch kranke Menschen von mehr als drei Monaten sind auch einer neuen Bundesregierung zu lang. CDU/CSU und SPD planen, die Versorgung psychisch kranker Menschen auszubauen. „Damit psychisch kranke Men- schen schneller Zugang zur Psychotherapie erhalten, müssen flächendeckend offene Sprechstunden ermöglicht werden für eine Erstuntersuchung und Indikationsstellung“, fordert Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Patienten, bei denen ein Behandlungsbedarf festgestellt wird, brauchen in angemessener Frist eine Versorgung. Aus Sicht der BPtK müssen dafür Beratungs- und Therapieangebote erheblich flexibler und bürokratieärmer gestaltet werden. Notwendig sind außerdem der Ausbau von themen- oder krankheitsspezifischer Gruppenpsychotherapie, aber auch die Entwicklung weiterer ergänzender Angebote wie z. B. eine qualitätsgesicherte mediengestützte Selbsthilfe. Zur Differenzierung des psychotherapeutischen Leistungsangebots ge- hört zudem eine Reform der Psychotherapie-Richtlinie, die sicherstellt, dass bei chronisch kranken Menschen erfolgversprechende Psychotherapien nicht mehr abgebrochen werden müssen. Schließlich ist der flächendeckende Aufbau einer vernetzten, multiprofessionellen, ambulanten Versorgung für schwer psychisch kranke Menschen dringend, um ihnen vermeidbare Krankenhauseinweisungen zu ersparen.

Die BPtK kritisiert, dass die Ruck-Zuck-Mentalität der Krankenkassen Eingang in die gesundheitspolitische Agenda der großen Koalition gefunden hat. Schon jetzt sind rund die Hälfte der durchgeführten Psychotherapien Kurzzeittherapien, also Therapien mit maximal 25 Sitzungen. „Pauschale Forderungen der Krankenkassen nach einem Ausbau der Kurzzeittherapie sind deshalb unsinnig. Stets ist zu berücksichtigen, dass Menschen häufig an mehreren psychischen Störungen erkranken oder bei schweren, komplexen oder chroni- schen Krankheitsverläufen deutlich längere Behandlungen benötigen“, so BPtK-Präsident Richter.

Die BPtK fordert schließlich eine nationale Antistigma-Kampagne. Im Rahmen eines Aktionsprogramms „Psychische Gesundheit“ sollten wirksame Präventionsansätze ressortübergreifend zusammengeführt und gestärkt werden. Durch frühzeitige und niedrigschwellige Maßnahmen können psychische Erkrankungen vermieden, die Versorgungssysteme entlastet und Wartezeiten auf eine leitliniengerechte Behandlung deutlich verkürzt werden. 

Quelle: Pressemitteilung Bundespsychotherapeutenkammer 27.11.2013

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Berlin, 26. November 2013: Psychische Erkrankungen bleiben zu häufig unerkannt, auch bei Soldaten. Stigmatisierung und Karrierenachteile führen bei der Bundeswehr dazu, dass Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen häufig nicht erkannt und behan- delt werden. Psychische Erkrankungen sind allerdings gut behandelbar. „Es spricht nichts dagegen, dass ein Soldat, der psychisch krank war, aber erfolgreich behandelt wurde, seinen Dienst weiter fortsetzt – und auch an Auslandseinsätzen teilnimmt“, stellt Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest. „Ein Einsatzverbot bei psychischen Vorerkrankungen wäre inakzeptabel. Sonst dürften z. B. Notärzte, die ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben, einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt zu werden, ihrer Arbeit nicht weiter nachgehen.“

„Es gibt zuverlässige Methoden, psychische Erkrankungen zu erkennen“, erklärt BPtK-Präsident Richter. Soldaten sollten vor Beginn eines Auslandseinsatzes auf das Vorliegen einer akuten und unter Umständen unbehandelten psychischen Erkrankung untersucht wer- den. Hierfür liegen gut validierte Instrumente wie z. B. die CIDI-Screening Skalen (Composite International Diagnostic Interview Screening Scales, CIDI-SC) vor. Erst bei auffälligen Werten muss dann ein klinisch-diagnostisches Gespräch mit einem entsprechenden Facharzt oder Psychotherapeuten erfolgen.

Nach einer aktuellen Studie der Technischen Universität Dresden haben 20 Prozent der Soldaten, die in Auslandseinsätze geschickt werden, psychische Vorbelastungen. Dieser Anteil entspricht dem Anteil von psychisch kranken Männern in der Gesamtbevölkerung. Unerkannt vorbelastete Soldaten, so diese Studie, haben jedoch das vier- bis sechsfache Risiko, mit einer neuen psychischen Erkrankung aus dem Einsatz zurückzukehren. 

Quelle: Bundespsychotherapeutenkammer, Pressemeldung 26.11.2013