Archive für Kategorie: Versorgung mit Psychotherapie

Quelle: Presse-Information Nr. 50 /21.11.2012 der DGPPN

Burn-out: genau diagnostizieren

Das Thema Burn-out beschäftigt viele. Jüngst wurde bei einer Untersuchung des RKI festgestellt, dass Menschen, die häufig Stress erleben, deutlich mehr über psychische Beschwerden wie depressive Symptome, gestörten Schlaf oder Erschöpfung berichten.

In der Gruppe der 40-60-Jährigen litten zwischen 5-8 Prozent im Laufe ihres Lebens an einem Burnout-Zustand. Interessanterweise sind die Betroffenen im Gegensatz zu der verbreiteten psychischen Störung Depression vor allem Menschen mit hohem Sozialstatus.

„Burnout ist für sich genommen keine Krankheit aber ein Risikozustand für die psychische und physische Gesundheit und muss deshalb sehr ernst genommen und untersucht werden.“ so Professor Wolfgang Maier der zukünftige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN).“

Länger anhaltende Erschöpfungszustände erhöhen jedoch das Risiko, an einer Depression, Angst- oder Suchtstörung, Tinnitus oder Bluthochdruck zu erkranken. Burnout-ähnliche Beschwerden wie verminderte Leistungsfähigkeit können aber auch andere Erkrankungen verdecken. Krankheitssymptome gilt es daher diagnostisch genau abzuklären, um rasch die richtige Therapie und Behandlung der Grunderkrankung zu gewährleisten. So kann Chronifizierung vorgebeugt und den Betroffenen zeitnah die Rückkehr an den Arbeitsplatz ermöglicht werden.“

Nach Ansicht der DGPPN handelt es sich beim Burn-out primär um ein Problem der Arbeitswelt. Die Beratung und Unterstützung der Betroffenen sollte deshalb beim Arbeitgeber entsprechend koordiniert werden. Dies kann die Diagnostik bei einem Facharzt einschließen. Aus Sicht der Fachgesellschaft ist es jedoch zu kurzsichtig, einen stressbelasteten Arbeitnehmer in der Arztpraxis so zu „behandeln“, das widrige Arbeitsbedingungen eine weitere Zeit zu ertragen werden ohne die Ursachen zu beseitigen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Betriebsärzten mit ihrer Kenntnis der Arbeitsstrukturen und Betriebsabläufe zu.

Mehr Informationen im Positionspapier „Burnout“ auf der Webseite der DGPPN: http://www.dgppn.de

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Presseerklärung der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen vom 02.10.2012

Es gibt zu wenige Behandler und Behandlungsmöglichkeiten im Bereich der psychothe rapeutischen Versorgung in Niedersachsen. Dieser Mangel gilt insbesondere in den ländlichen Gebieten des Flächenlandes.

Die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen (PKN) fordert deutlich mehr Angebote zur Psychotherapie und eine sofortige Änderung der Bedarfsplanung.

Die PKN vertritt die Interessen von 3708 Mitgliedern. Davon sind 1511 im Rahmen der GKV in Niedersachsen niedergelassen. In der PKN sind alle approbierten Psychologi- schen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie Aus- bildungsteilnehmer ab dem Beginn von Patientenbehandlungen unter Supervision als Pflichtmitglieder organisiert. Diese sollen eine zeitnahe flächendeckende psychothera- peutische Versorgung für die Bewohner Niedersachsens gewährleisten.

Eine repräsentative Erhebung der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) im Jahr 2011 hat deutlich gemacht, dass es lange Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz gibt.

Die Spreizung der Versorgung zwischen Stadt und Land ist fachlich nicht zu rechtferti- gen. Die Versorgung mit Psychotherapie muss wohnortnah sein.

Versorgt ein Psychotherapeut in einer Großstadt ca 6500 Einwohner, ist er auf dem Land für ca 23.000 Einwohner zuständig. Psychische Erkrankungen treffen aber die ländliche Bevölkerung ähnlich wie die Stadtbewohner.

Wir brauchen im Interesse der psychisch Kranken eine neue Bedarfsplanung mit ange- messenen Verhältniszahlen für Stadt und Land, so wie es das neue Versorgungsstruk-

turgesetz vorsieht. Dann entstehen in den ländlichen Gebieten zusätzliche psychotherapeutische Kassensitze und die unzumutbaren Wartezeiten können sich ver- kürzen. Eine Zahl von 20 – 30 Psychotherapeuten pro 100.000 Einwohner würde die flä- chendeckende Versorgung erheblich verbessern. Insbesondere ist die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen zu verbessern. 2009 hat der Gesetzgeber eine Versorgung von 20 % mit Sitzen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zugesagt, die bis 2012 noch nicht umgesetzt wurde.

Auch die Honorare der Psychotherapeuten müssen angepasst werden:

Die Vertragsverhandlungen zwischen dem Spitzenverband der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin über das Honorar für ärztliche Leistungen sind ins Stocken geraten. Der Inflationsausgleich für Ärzte und Psychotherapeuten wird von den Krankenkassen verweigert. Die ärztlichen und psychotherapeutischen Berufs- verbände planen Protestmaßnahmen.

Auch die Psychotherapeuten haben seit vier Jahren keinen zusätzlichen Cent erhalten und befinden sich am Ende der Einkommensskala der Haus- und Fachärzte. Deshalb ist eine Neuregelung der Vergütung der psychotherapeutischen Leistungen durch die Kran- kenkassen notwendig, ohne dass es anderen Arztgruppen schadet.

Der Vorstand der PKN fordert die Gesundheitspolitiker auf, dafür zu sorgen, dass die Vorgaben des Versorgungsstrukturgesetztes zur Verbesserung der Bedarfsplanung zügig umgesetzt werden, die Honorierung der psychotherapeutischen Leistungen extrabudge- tär erfolgt und darüber hinaus die finanziellen Mittel für eine bessere Versorgung der psychisch Kranken in Niedersachsen von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden.

Hannover, den 02. Oktober 2012 Vorstand der PKN