Der Verbrauch von Antidepressiva in Deutschland ist von 2007 bis 2011 um fast 50 % (genau: 46%) gestiegen. Dies geht aus dem Gesundheitsreport der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am Donnerstag in London veröffentlicht wurde.

Über die Gründe für den Anstieg kann nur spekuliert werden- klare Aussagen sind nicht möglich.

Denkbare Ursachen:

Früher waren psychische Erkrankungen wie Depressionen gesellschaftlich diskriminiert- es durfte sie nicht geben.

Heute ist es besser akzeptiert, dass es Depressionen gibt, und dass sie behandelt werden können (und sollten).

Auch im Gesundheitswesen gibt es eine bessere Wahrnehmung für Depressionen.

Allerdings hat sich noch nicht bei allen Akteuren herumgesprochen, dass nach der  Nationalen Versorgungsleitlinie für Unipolare Depressionen  Antidepressiva zur Erstbehandlung leichter Depressionen nicht generell eingesetzt werden sollten, und dass Psychotherapie auch bei mittelschweren bis schweren Episoden gleichwertig zu einer medikamentösen Behandlung angeboten werden kann.

Die Umsetzung scheitert vermutlich an der völlig unzureichenden Versorgung mit Psychotherapie. Wenn bei Psychotherapeutinnen Wartezeiten von 9-12 Monaten bestehen, bleibt als Mittel der Behandlung dann nur die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva oder die stationäre Behandlung.

Privatpatienten haben es da leichter: Sie können sich statt bei den überlaufenen Praxen der Kassenpsychotherapeuten auch in reinen Psychotherapeutischen Privatpraxen behandeln lassen- dort gibt es nur kurze Wartezeiten.

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