Presseerklärung der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen vom 02.10.2012

Es gibt zu wenige Behandler und Behandlungsmöglichkeiten im Bereich der psychothe rapeutischen Versorgung in Niedersachsen. Dieser Mangel gilt insbesondere in den ländlichen Gebieten des Flächenlandes.

Die Psychotherapeutenkammer Niedersachsen (PKN) fordert deutlich mehr Angebote zur Psychotherapie und eine sofortige Änderung der Bedarfsplanung.

Die PKN vertritt die Interessen von 3708 Mitgliedern. Davon sind 1511 im Rahmen der GKV in Niedersachsen niedergelassen. In der PKN sind alle approbierten Psychologi- schen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie Aus- bildungsteilnehmer ab dem Beginn von Patientenbehandlungen unter Supervision als Pflichtmitglieder organisiert. Diese sollen eine zeitnahe flächendeckende psychothera- peutische Versorgung für die Bewohner Niedersachsens gewährleisten.

Eine repräsentative Erhebung der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) im Jahr 2011 hat deutlich gemacht, dass es lange Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz gibt.

Die Spreizung der Versorgung zwischen Stadt und Land ist fachlich nicht zu rechtferti- gen. Die Versorgung mit Psychotherapie muss wohnortnah sein.

Versorgt ein Psychotherapeut in einer Großstadt ca 6500 Einwohner, ist er auf dem Land für ca 23.000 Einwohner zuständig. Psychische Erkrankungen treffen aber die ländliche Bevölkerung ähnlich wie die Stadtbewohner.

Wir brauchen im Interesse der psychisch Kranken eine neue Bedarfsplanung mit ange- messenen Verhältniszahlen für Stadt und Land, so wie es das neue Versorgungsstruk-

turgesetz vorsieht. Dann entstehen in den ländlichen Gebieten zusätzliche psychotherapeutische Kassensitze und die unzumutbaren Wartezeiten können sich ver- kürzen. Eine Zahl von 20 – 30 Psychotherapeuten pro 100.000 Einwohner würde die flä- chendeckende Versorgung erheblich verbessern. Insbesondere ist die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen zu verbessern. 2009 hat der Gesetzgeber eine Versorgung von 20 % mit Sitzen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie zugesagt, die bis 2012 noch nicht umgesetzt wurde.

Auch die Honorare der Psychotherapeuten müssen angepasst werden:

Die Vertragsverhandlungen zwischen dem Spitzenverband der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Berlin über das Honorar für ärztliche Leistungen sind ins Stocken geraten. Der Inflationsausgleich für Ärzte und Psychotherapeuten wird von den Krankenkassen verweigert. Die ärztlichen und psychotherapeutischen Berufs- verbände planen Protestmaßnahmen.

Auch die Psychotherapeuten haben seit vier Jahren keinen zusätzlichen Cent erhalten und befinden sich am Ende der Einkommensskala der Haus- und Fachärzte. Deshalb ist eine Neuregelung der Vergütung der psychotherapeutischen Leistungen durch die Kran- kenkassen notwendig, ohne dass es anderen Arztgruppen schadet.

Der Vorstand der PKN fordert die Gesundheitspolitiker auf, dafür zu sorgen, dass die Vorgaben des Versorgungsstrukturgesetztes zur Verbesserung der Bedarfsplanung zügig umgesetzt werden, die Honorierung der psychotherapeutischen Leistungen extrabudge- tär erfolgt und darüber hinaus die finanziellen Mittel für eine bessere Versorgung der psychisch Kranken in Niedersachsen von den Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden.

Hannover, den 02. Oktober 2012 Vorstand der PKN

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